Himmelsschlüssel, 2014
Zeichnung (Aquarell/ Tintenstift), reproduziert als Großdia,
eingeschmolzen in gebogenes Glas
in 10 abgeschlossenen Bildkästen (Holz)
Formate zwischen 40 x 40 cm und 130 x 35 cm
Kinderkrippe Himmelschlüsselstraße
Stieglmeier Architekten, München
In Feldmoching werden Straßen nach heute immer seltener werdenden Wildblumen benannt. Die neu gebaute Kinderkrippe liegt in der Himmelschlüsselstraße. Karin Bergdolt greift mit ihren in die Architektur integrierten Glastafeln die Adresse mit ihrem Verweis auf die Pflanze und deren vielversprechenden Namen auf. Die Künstlerin setzt damit fort, was ihre Arbeit immer wieder leitet: Das Interesse an Architektur und am städtebaulichen Umfeld; der Blick auf scheinbar Marginales und Peripheres, auf Dinge und Ereignisse, die die Welt nicht einfach als kontrolliert, starr geordnet und unveränderlich erscheinen lassen. In engem Zusammenhang damit stehen die Anregung zur fantasievollen Überschreitung und die Einladung zur Partizipation.
Ganz in diesem Sinne nun installierte Bergdolt ihre vom Himmelschlüssel handelnden Glastafeln auf unterschiedlichen Augenhöhen gleichermaßen für Kinder und Erwachsene. Jede der Tafeln, die sich in den umgehbaren, gerundeten, sanitären Kern der Architektur einschmiegen, besteht aus Bildern und Texten. Die Bilder, zartfarbene und fein durchgearbeitete Aquarelle, zeigen die „Himmelschlüssel“ genannte Pflanze in unterschiedlichen Stadien und in allen möglichen Details, gleichzeitig nehmen sie immer wieder illustrativ auf die Texte Bezug. Die kollektiv verfassten Texte befassen sich mit dem rätselhaften Namen der Blume. Bergdolt animierte verschiedene Gruppen von Kindern, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und in märchenhaften Erzählungen, ihre Vorstellung vom Himmelschlüssel zu artikulieren. So wird der nach außen sichtbare architektonische Kern, auf den die Eintretenden als erstes zugehen, zum ortsdefinierenden „Informations- und Kunstkiosk“ auf dem Pflanzenkunde und Märchenstunde Hand in Hand gehen.
Text: Heinz Schütz